Nach nun über einem monat bin ich lange genug hier, um über die viel verwirrende sprachproblematik einen kleinen überblick geben zu können:
südafrika hat 11 amtssprachen, die die meisten menschen hier auch aufzählen können. Die sprachen, die einem in der öffentlichkeit begegnen, sind jedoch meist nur englisch und ein teil das in niederländisch und plattdeutsch verwurzelte afrikaans, obwohl diese (als mutterspache) nur die coloureds (schwarz-weiß-mixed) und die nachkommen der sog. buren (europäische, überwiegend niederländische und deutsche siedler) beherrschen. So gibt es auch afrikaanse fernsehsender, zeitschriften, speisekarten. nachrichten gibt es allerdings auch in z.b. zulu. Die, die mir von denen im alltag am häufigsten begegnet ist sesotho (ich kann schon begrüßundsformeln, sowie danke und „ich bin froh, dass heute Freitag ist!“), was auf arbeit und bei uns zu hause in der familie gesprochen wird (sie haben zulu-sotho geheiratet). Die 5-jährige Sipe kann allerdings schon besser als wir alle englisch, die kinder bringen sich all die verschiedenen sprachen gegenseitig im kindergarten bei. Es gibt da so eine geschichte von einem deutschen jungen, der mal in so einen afrikanischen multikulti-kindergarten gesteckt wurde: danach konnten alle afrikanischen kinder mehr deutsch als der junge irgendeine afrikanische sprache oder englisch. Dieses gen fehlt uns anscheinend auch… es ist hier üblich, dass man 4-5 sprachen fließend spricht oder mindestens verstehen kann, viele sprachen sind aber auch eng miteinander verwandt. Und wir werden gefragt, welche spachen wir denn noch so fließend können. Es versteht hier auch keiner, dass man in deutschland im grunde nur deutsch spricht. Mich hat immer verwirrt, wie jeder weiß, in welcher sprache er seinen gegenüber ansprechen kann: da ist die für uns sonst nervige alltägliche nachfrage „hallo, wie geht`s dir“ doch hilfreich, die unter afrikanern jeder in seiner muttersprache anwendet und die kultur dann "entlarvt".
Vielleicht noch ein paar bisher noch nicht erwähnte kuriositäten hier, die interessant sein könnten:
Nach dem einkauf im supermarkt oder klamottenladen muss man die security-person am ausgang immer um ein autogramm bitten, es wird in den beutel reingeguckt und auf dem kassenzettel unterschrieben. Auch seine taschen muss man, wie bei uns nur in der bücherei, fast überall am eingang in fächern ablegen, dann bekommt man eine nummer und darf die auf dem weg durch den supermarkt nicht verlieren… schön stressig solche sachen…
Bei unseren enddeckungstouren durch die innenstadt sind wir auf einen wunderschönen verlassenen renaissance-theatersaal gestoßen, der jetzt als parkhaus genutzt wird und die autos stehen in den rundbögen des zuschauerraums!! Welch verschwendung…
Die sonne ist hier beim untergehen riesengroß, rund und leuchtend rosarot!!!
Kleine kinder sprechen uns des öfteren mal mit „hey, teacher!“ an und die jungen männer und auch die ganz alten rufen uns selbst aus den oberen stockwerken zu, wobei der zweite satz meist „can I have your number?“ lautet.
Sweets, gebäck und cold drinks (=COLA) laufen hier auf feierlichkeiten unter „refreshments“, eigentlich schön. Essen scheint hier kein gutes essen zu sein, so lange es nicht glänzt (vor fett).
Mir ist aufgefallen, dass größere ausmaße hier oft durch wiederholung oder durch betonung ausgedrückt werden; so wurde bei uns ein kind sagen „ich bin schon gaaanz groß“, hier aber „I`m tall tall tall tall tall“, oder es war „hot hot hot hot hot!“ und das einkaufzentrum ist „huuuuge huge huge!“.
Heute bin ich das erste mal seit 1 ½ wochen wieder auf arbeit, und am donnerstag folgt gleich das seminar mit den 9 neuen freiwilligen, am Montag sollte ich mir eigentlich eine unterkunft in mamelodi angucken, aber das wurde nix, so wie oft hier.
grüße, eure m.